Nachdem sich ja mittlerweile auch etablierte Medien auf WibaS einschiessen (wer hätte gedacht, daß die Grünen noch vor der nächsten Bundestagswahl in der Opposition ankommen?), kann ich mich hier ja weiter der Produktion von Loser Generated Content widmen - natürlich immer im Gegensatz zu den Alpha-Journalisten (Nico, damit habe ich jetzt aber meinen Teil zur Stimmungsmache getan!)

Sowohl wenn ich arbeite als auch in meiner Freizeit (wenn ich da den Rechner mal an habe) bin ich recht häufig in diversen IRC-Channeln zu finden, die durchweg technische Themen haben. Die Hilfe, die man dort bekommen kann, ist oft von unschätzbarem Wert, und nicht nur, weil sie technisch meist sehr akkurat ist, sondern auch, weil man hin und wieder einfach eine andere Perspektive auf ein Problem aufgezeigt bekommt. Selbstverständlich versucht man, sich zu revanchieren, aber oft schlagen da - gerade wenn Schulferien sind

  • Leute auf, denen soviel Grundwissen fehlt, daß man gar nicht weiß, wie man beginnen soll. Sagt man das den Leuten dann ganz ehrlich, so kommt oft die Frage, wie man denn an dieses Grundwissen gelangen kann (OK, gerade von Schulkindern bekommt man auch oft genug “harte Flames” - kann ich aber nachvollziehen, so eine Zahnspange tragen zu müssen, ist bestimmt nicht angenehm.

Wie auch immer, beim Blick in mein Bücherregal sind mir vier Titel aufgefallen, die man meiner Meinung nach einfach gelesen und verinnerlicht haben sollte, wenn man jemals vorhat, später mit Dingen Geld zu verdienen, die so komische Namen wie Unix, Linux oder ähnlich tragen und noch dazu an ein Netzwerk angeschlossen werden sollen.

Das erste Buch, das ich hier empfehlen will, trägt den Namen Computer Networks, 4th Edition. Tanenbaum lehrt in diesem Buch eigentlich alles, was man über Netzwerke wissen muß, von Kommunikationssatelliten, ISDN und ATM über die IP-Suite, diverse Routing-Algorithmen bis hin zu einigen essentiellen Applikationsprotokollen wie DNS behandelt dieses Buch das Thema umfassend. Dabei gefällt der lockere, erheiternde Schreibstil (der in der deutschen Ausgabe leider gänzlich verloren gegangen ist). Die Literaturempfehlungen am Ende enthalten übrigens eine ganze Reihe weiterer Perlen, falls man nach der Lektüre des Werkes noch Fragen haben sollte.

In eine ähnliche Richtung geht TCP/IP Illustrated (Vol. 1: The Protocols) von W. Richard Stevens. In diesem Buch spielen physikalische Datenübertragungsverfahren jedoch keine große Rolle, ebensowenig wie der teilweise eher im universitären Umfeld beheimatete, theoretische Stoff, den man bei Tanenbaum findet (OSI-Schichten-Modell, anyone?). Statt dessen erklärt der Autor das Zusammenspielen der verschiedenen Protokolle der IP-Familie anhand eines fiktiven Beispielnetzes (mit herrlich antiquierten Rechnern). Wirklich interessant zu lesen wird das ganze, da der Autor für fast alles, was er eklärt, den Netzwerk-Traffic mit dem Tool tcpdump mitgeschnitten hat. So bildlich und so gut nachvollziehbar dürfte kein anderes Buch geschrieben sein, ja, es juckt einen stets in den Fingern, die Experimente doch mal mit den eigenen Mitteln nachzuvollziehen. Die Fragen, die der Autor nach jedem Kapitel stellt, reichen von trivial bis extrem anspruchsvoll, zum Glück finden sich jedoch für viele davon am Ende des Buches Musterlösungen.

Hat man diese beiden Bücher gelesen, so kann man sich getrost an Building Internet Firewalls von Zwicky, Cooper und Chapman machen. Es gibt zu diesem Buch nach wie vor keine Alternative. Hier wird nicht nur das technische KnowHow erläutert, das für die Umsetzung ganz konkreter Sicherheitskonzepte benötigt wird, sondern auch alle Grundlagen, alle Konzepte und alle Strategien, klassisch wie modern, die man im Bereich sicherheitsrelevanter Installationen (und sind sie das nicht alle?) jemals benötigen würde, werden hier genauestens besprochen. Wer dieses Buch gelesen und verstanden hat, braucht nicht zu fürchten, beim Thema “Sicherheit” nicht mitreden zu können.

Der letzte Titel ist zugleich der bodenständigste - und für die tägliche Arbeit doch der hilfreichste. Gemeint ist Essential System Administration von Aeleen Frisch. Auch bei diesem Buch stehen wieder weniger konkrete Befehle, die man dann abtippen könnte, im Vordergrund, sondern die Konzepte, die man braucht, um selbst ein Unix-artiges System erfolgreich verwalten zu können. In 17 Kapiteln wird dabei kein einziges wichtiges Thema ausgelassen, egal, ob es um Filesysteme und Laufwerke, Backup, Sicherheit oder das Neuerstellen eines Betriebssystemkerns geht. Bemerkenswert ist der Schreibstil, den man einfach nur als “gut gelaunt” bezeichnen kann und der einen auch durch die anspruchsvolleren Passagen trägt, ohne, daß man den Anschluß verliert.

Ich bin mir sicher, daß es noch jede Menge andere Bücher gibt, die man hier erwähnen könnte (und der AIX Survival Guide ist sicher nur einer von vielen heißen Kandidaten), doch die vorgenannten vier Bücher sind diejenigen, die mit die jeweils “rundesten” und umfassendsten Einführungen in ihr jeweiliges Thema darstellen und dabei das Kunststück fertig bringen, nicht Fachwissen an einem bestimmten System, sondern Verständnis für Zusammenhänge zu vermitteln.

Ich überlege gerade ernsthaft, ob ich auf meine Wunschliste bei Amazon hinweisen soll…