Morgen ist es dann so weit: Ich kehre der Automobilindustrie den Rücken. Es waren über neun Jahre, die ich in diesem Bereich - und davon die meiste Zeit bei ein- und derselben Firmengruppe - verbracht habe, und es war eine sehr interessante, manchmal aber leider auch extrem frustrierende Zeit.

Als ich damals angefangen habe, hatte ich den Kopf voller theoretischer Kenntnisse aber leider so gut wie gar keine Praxiserfahrung. Und obwohl das Unternehmen (besser: die spezifische Niederlassung, in der ich begonnen habe) damals “nur” 400 oder 500 Leute groß war, so war das doch ein riesengroßer Sprung. Eine Sache, die mir erst viel später klar geworden ist, war jedoch von unschätzbarem Vorteil: Die Datenmengen, die man im CAx-Bereich zu bedienen hat, sind um eine ganze Größenordnung heftiger als das, was man normalerweise kennt, weswegen ich auch zur Genüge die Gelegenheit hatte, mit Hardware “zu spielen”, die man eigentlich in einem Unternehmen dieser Größenordnung nicht erwartet. Und Unix… ja, das war wirklich toll. Die Hauptanwendungen liefen damals alle noch auf diversen Unix-Derivaten - das notorische CATIA auf IBM AIX, CADDS auf Sun und Pro/Engineer sowie die ganzen Sachen aus dem Strak- und Simulationsbereich auf SGI IRIX. Diese Vielfalt und die Notwendigkeit, das in den Griff zu kriegen, haben mir glaube ich sehr dabei geholfen, im Unix-Bereich die Kompetenzen zu erlangen, die ich heute besitze. Oder anders gesagt: Es ist schon ein großer Vorteil, auch mal was anderes als Linux gesehen zu haben. Daß ich die Gelegenheit hatte, so viele verschiedene Systeme kennen zu lernen, an die man als Privatmann nie herankommt, und mit Installationen in einer Größe zu arbeiten, die man von zu Hause eben gerade nicht kennt, daß war ein Luxus, den ich im Nachhinein wirklich zu schätzen gelernt habe. Und ein paar Sachen, die, also ja, die waren echt cool (HPC-Cluster, ISO 27001-Zertifizierung etc.). Abgesehen davon war es eine tolle Sache, einen Konzern so wachsen zu sehen und erleben zu dürfen, wie wir gemeinsam die Probleme, die das mit sich bringt, immer und immer wieder auf’s Neue in den Griff gekriegt haben.

Natürlich waren da auch immer Schattenseiten. Da war die Zeit, in der man mehr oder weniger führungslos vor sich hin gearbeitet hat, weil es aus irgendwelchen Gründen keine technischen Leiter gab. Da waren die Momente, in denen man erleben musste, wie extrem kompetente Führungskräfte abgesägt wurden, weil sie nicht in das große Bild gepasst haben (hallo Andreas!). Da gab es die beständigen wirtschaftlichen Achterbahnfahrten der ganzen Branche, die einem immer wieder lange im voraus entwickelte Pläne kaputt gemacht haben, weil plötzlich eben kein Geld mehr da war. Und in den letzten Jahren war da auch immer mehr der verstärkte Drang zur Zentralisierung zu bemerken, den die Firmengruppe leider nur suboptimal umsetzen konnte (man hatte also die meisten Nach-, aber kaum Vorteile).

Wenn ich nun, nach all der Zeit, jedoch trotzdem ein positives Fazit ziehe, dann liegt das am Teamgeist. Egal in welcher Konzernniederlassung, egal in welcher Funktion, die Leute, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeiten durfte, sind mir stets nach kurzer Zeit richtig an’s Herz gewachsen. Das waren mehr Freunde als Kollegen, und ohne sie hätte ich bestimmt einen anderen beruflichen Werdegang eingeschlagen.

Und deswegen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und nur halbwegs chronologisch geordnet, vielen Dank an: Charlie, Uli, Stefan(1), Sam, Walter, Jörn, Jörg, Jürgen(1), Martin, Willi, Dennis, Bettina, Stefan(2), Christian, Nick, Andreas, Jürgen(2), Elisabeth, Andreas(3), Fritz, Vladimir, Toni, Markus(1), Markus(2), Horst, Sven, Tom, Marcel, Manuel, Marina und Frank. Ihr seid die Besten und ohne Euch wäre das ganze Gebilde wahrscheinlich schon lange explodiert.

Wenn ich Euch jemals irgendwie helfen kann - meine Mailadresse und meine Handynummer solltet ihr ja leicht finden können. Vielen, vielen Dank für die lange und schöne Zeit mit Euch.

Auf Wiedersehen, Automobilindustrie - aber bitte nicht zu bald! ;-)